Würzburg (POW) Welche Kirchen haben einen barrierefreien Zugang? Wo gibt es das „Gotteslob“ in Großdruck oder Induktionsschleifen für Träger von Hörgeräten? Mit einer Online-Umfrage untersuchte die „Planungsgruppe Barrierefreiheit“ der Diözese Würzburg, wie es um die Barrierefreiheit in den Gotteshäusern im Bistum bestellt ist. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 22. April 2015, im Würzburger Kilianshaus wurden die Ergebnisse vorgestellt. Die Diözese ist damit nach Aussage der Planungsgruppe Vorreiter und das erste Bistum in Deutschland mit einer solchen Umfrage.
Hintergrund für die Umfrage ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die 2009 von Deutschland ratifiziert wurde. „Wir wollten konkret erfassen, was auf Ebene der Gotteshäuser in Sachen Barrierefreiheit passiert“, erklärte Christine Endres, Bereichsleiterin Diakonische Pastoral/Sonderseelsorge. Dabei sei rasch klar geworden, dass das Thema Barrierefreiheit viele Menschen betrifft – nicht nur Behinderte, sondern auch Senioren oder Mütter mit Kindern.
Die Resonanz auf die Umfrage sei „überwältigend“ gewesen: Von 1024 Kirchenpflegern, die Anfang des Jahres angeschrieben wurden, hatten 901 bis zum Stichtag 13. April 2015 geantwortet, das sind knapp 90 Prozent. Dabei wurden für insgesamt 909 von 1036 Kirchen Fragebögen ausgefüllt. Dabei ging es um folgende Themen: Ist die Kirche barrierefrei zugänglich? Sind Parkplätze bei der Kirche vorhanden? Gibt es Induktionsschleifen für Träger von Hörgeräten beziehungsweise „Gotteslob“-Ausgaben in Großdruck für Sehgeschädigte? Ist während des Gottesdienstes ein WC geöffnet? Von den 909 erfassten Kirchen sind laut Umfrage 501 (55 Prozent) barrierefrei zugänglich und weitere 115 (13 Prozent) zumindest eingeschränkt barrierefrei zugänglich, etwa mit Hilfe einer mobilen Rampe. Über einen Parkplatz in der Nähe verfügen 841 Kirchen (93 Prozent), davon sind 153 ausgewiesene Behindertenparkplätze. Bei 736 Kirchen ist es möglich, zum Ein- und Aussteigen bis vor den Eingang zu fahren. In 453 Kirchen (50 Prozent) ist während des Gottesdienstes eine Toilette zugänglich. 121 der Toiletten sind rollstuhlgerecht. 133 Kirchen (15 Prozent) verfügen über eine Induktionsschleife für Träger von Hörgeräten – doch nur in 43 wird mit einem Schild darauf hingewiesen, wird in der Auswertung bemängelt. Das „Gotteslob“ in Großdruck liegt in 173 Kirchen (19 Prozent) aus.
Ist-Stand und Perspektiven
„Es war uns wichtig, überhaupt einen Ist-Zustand zu haben. Das heißt nicht, dass wir mit den Ergebnissen schon zufrieden sind“, sagte Domkapitular Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. 133 Kirchen mit Induktionsschleife sei „relativ wenig“, fand etwa Claudia Walter, Diözesanbeauftragte für die Hörgeschädigtenseelsorge. „Es wäre wichtig, dass es in jeder Region zumindest eine Kirche mit Induktionsschleife gibt.“ Wenn eine Kirche renoviert werde, müsse dabei auch an die Barrierefreiheit gedacht werden, forderte Georg Ruhsert, Diözesanbeauftragter für die Blinden- und Sehgeschädigtenseelsorge. Manches lasse sich auch mit geringem Aufwand verbessern, sagte Norbert Kraus vom Katholischen Seniorenforum. Von einer Rampe etwa würden nicht nur Rollstuhlfahrer profitieren, sondern auch Mütter mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator.
Die Gläubigen sollen aus der Umfrage auch praktischen Nutzen ziehen. So soll zum Beispiel die Bistums-App beim nächsten Update um Informationen zur Barrierefreiheit der Gotteshäuser ergänzt werden. Das gleiche wünscht sich Endres für die Homepages der Pfarreien. Man könne nicht jede Kirche barrierefrei umbauen, etwa aus baulichen oder denkmalschutzrechtlichen Gründen. „Das Ziel ist aber, dass in jeder Pfarreiengemeinschaft erkennbar ist, welche Kirchen barrierefrei zugänglich sind.“ Wie es um die Barrierefreiheit in der eigenen Kirche bestellt ist, können Pfarrgemeinden anhand einer Checkliste auf www.behindertenseelsorge.bistum-wuerzburg.de testen.